OneBrunou Kapitän
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| Thema: Das Zeitalter der Unterdrückung - Arbeitstitel (OneBrunou) Fr 6 Mai - 13:41 | |    
| Nach längerer Inaktivität möchte ich mich mal wieder im Forum, insbesondere im FF-Bereich, zurückmelden. Dieses Mal bringe ich jedoch keine FF im eigentlichen Sinne mit, sondern vielmehr kleinere Auszüge aus dem Projekt, an dem ich gerade privat fleißig am Werkeln bin: Meiner eigenen Fantasy-Romanreihe! Deswegen möchte ich schon mal gleich vorweg sagen, dass diese Geschichte in keinem Bezug zu One Piece stehen wird. Weder Charaktere, Ereignisse, noch Orte aus OP werden in diesem Thread beleuchtet werden. Wem das nichts ausmacht, der ist herzlich eingeladen mal einen Blick zu riskieren Geplant sind zurzeit fünf Bänder (+/-), mit einem Verlag steh ich auch schon lose in Kontakt (ob's am Ende auch wirklich klappt ist natürlich ne ganz andere Frage) und große Teile des ersten Buchs sind bereits niedergeschrieben. Imo habe ich jedoch lediglich geplant das erste Kapitel systematisch im Internet zu veröffentlichen, was aber auch einiges an Zeit in Anspruch nehmen wird. Das dient mir in erster Linie dazu ein objektives Feedback zu Schreibstil, Atmosphäre und Struktur zu erhalten, das ich anschließend in alle weiteren Kapitel einfließen lassen kann. Sooo ... Nach diesen einleitenden Worten meinerseits hier dann mal der erste Auszug zu meinem ersten Band. Konstruktive Kritik ist jederzeit erwünscht! - Auszug #1:
Es war ein ruhiger Tag in den westlichen Gebieten von Skjálheimr. Die Sonne kämpfte sich ihren Weg durch eine dünne Wolkendecke, sorgte für eine angenehme Wärme in den Ländereien. Nicht zu kalt, aber auch nicht zu warm. Ein zarter Windhauch strich durch die lilafarbenen Lilien und betonte damit ihre elegante Grazie. Ihre Anmut musste jedoch schon bald darauf dem Grauen, das durch Verzweiflung und Vernichtung hervorgebracht wurde, weichen, als sie von der dünnen Schuhsohle einer braunen Sandale zertreten wurden. Diese gehörten zu einem leicht bekleideten, und zugleich ungepflegtem Mann, dessen wertvollster Besitztum die Erhaltung seiner beiden vorderen Schneidezähne zu sein schien. Er rannte. Rannte immer weiter. Die Angst, man hatte sie ihm förmlich ins Gesicht gemeißelt. Egal wie viele Gründe ihm die bezaubernde, vom Winde betonende, Blumenwiese auch gab zu lächeln, er tat es nicht. Die Furcht, die er verspürte, war zu groß. Zu mächtig. Und sie wurde von Augenblick zu Augenblick gewaltiger. Je öfter er sich umsah, zu jenem Mann mit brauner, ins Gesicht gezogener Kutte, desto mehr nahm die Angst ihn ein. Übernahm die Kontrolle über ihn, und sein Handeln. Er wurde unachtsam. So unachtsam, dass er die Wurzeln einer der wenigen Birken, die auf dem Blumenfeld wuchsen, übersah. Beim Anheben seines Fußes blieb er mit seinem Gelenk an der Ranke hängen, verlor das Gleichgewicht und stürzte auf den kalten Boden, wodurch er einige weitere der anmutigen Lilien zerquetschte. Am Boden blieb er liegen. In einem Graben aus zerquetschten Blumen. Der Gejagte blickte kurz von der Erde auf, wodurch er feststellte, dass die Sonne, die zuvor noch ihre hellen und wärmenden Strahlen auf ihn geworfen hatte, verschwunden war. Sie war einem Schatten gewichen, der ihm die angenehme Wärme des heißen Himmelskörper verwehrte. Der Schatten einer Person. Jenes Mannes, der ihn durch das halbe Blumenbeet gehetzt hatte. War es ein Mensch? Oder vielleicht doch ein Elf? Die Kutte, sie verhinderte, dass er erfahren konnte von welchem Volk sein Jäger abstammte. Nun war es nicht mehr nur das Entsetzen in seinem Gesicht oder die bebenden Lippen, sondern auch der abrupte Schweißausbruch und das Erzittern sämtlicher Gliedmaßen, durch die sich die unnachahmliche Furcht, die er in diesen Sekunden, vermutlich die letzten Momente seines erbärmlichen Lebens, bemerkbar machte. „W … Wer bist … du? Was … was willst du von mir?“ stotternde der ärmliche Mann mit leiser, piepsiger Stimme heraus. Zu mehr war er einfach nicht mehr im Stande, so sehr hatte die Angst von ihm bereits Besitz ergriffen. Er lag noch immer mit dem Bauch auf der schönen Blumenwiese, den Blick gen Boden gerichtet. Wenn dies tatsächlich das Ende für ihn sein sollte, dann wollte er nicht, dass das Letzte, was jemand von ihm sehen würde, der erbärmliche Gesichtsausdruck war, den er zweifelsohne in diesem Moment aufgelegt hatte. Nicht einmal sein eigener Henker sollte ihn so sehen. Plötzlich hörte er ein unauffälliges Rascheln, das an das Aufeinanderprallen zweier Metallringe erinnerte, gefolgt von dem unverkennbaren Geräusch, das ertönte, wenn man eine Stahlklinge aus ihrer Schwertscheide herauszog. Das war es also. So würde es enden. So würde also die Geschichte von Sven, dem Schänder, ihr Ende finden. „Du stellst die falschen Fragen. Die richtige Frage wäre gewesen, wer mich geschickt hat“, erwiderte der Unbekannte ihm nur, als Sven, nur für den Bruchteil einer Sekunde, einen höllischen Schmerz an seiner linken Brust verspürte. Einen Schmerz, der mit keinem anderen, den er jemals durchleben musste, vergleichbar war. Doch dann, nichts mehr. Er spürte nichts mehr. Er fühlte nichts mehr, roch nichts mehr, schmeckte nichts mehr, hörte nichts mehr. Seine Sinne waren wie betäubt, nein, sie waren tot. Nicht einmal sehen konnte er mehr was. Alles um ihn herum verschwand. Wurde von einer undurchdringlichen Finsternis verschlungen, die auch ihn unlängst erreicht hatte. Eine Dunkelheit, die ihn in die ewige Verdammnis zerrte. Hinab zur Göttin des Totenreichs, zu Hella. Der Jäger holte sich indes seine Trophäe. Mit seiner freien, linken Hand packte er sein Opfer an den Haaren und hob seinen Kopf hinauf, um so dessen Hals zu strecken und unter Spannung zu setzen. Mit dem Schwert, das in seiner rechten Hand ruhte, schlug er dann ein einziges Mal auf den Hals ein. Dieser eine Hieb genügte, um Sven's Kopf von seinen Schultern zu trennen. Sein regloser Körper, der wohl schon bald von irgendeinem wilden Tier gefressen werden dürfte, stürzte hinab auf den kalten Boden. Blut strömte aus seinem offenen Hals heraus. So viel, dass es nur wenige Augenblicke dauerte, bis er in seiner eigenen Blutlache zu schwimmen begann. Sein Henker band sich seine Trophäe mit einem Lederband an die rechte Taille, da sich an seiner linken Hüfte bereits seine Schwertscheide befand, und kehrte der kopflosen Leiche den Rücken. Der Weg, den er dabei nahm, war ebenso von Blut befleckt wie der Ort, an dem er Sven niedergestreckt hatte. Tod und Elend zeigte ihm den Weg vom Blumenbeet. Überall lagen die Leichen von Männern, aber auch Frauen, verstreut auf den einst so anmutigen und herzerwärmenden Blumenfeldern. Dem einen fehlte ein Arm, dem anderen ein Bein. Manchen wurde sogar der komplette Torso mit einem einzigen, horizontalen Schnitt, zerstückelt. Manch anderer wurde dagegen sogar enthauptet. Und wieder anderen hatte er einfach nur die Kehle aufgeschnitten, um sie erbärmlich ausbluten zu lassen. Manches seiner Opfer war selbst jetzt noch am Leben, klammerte sich jedoch verzweifelt, und letztlich auch vergebens, an das bisschen Leben, das noch in ihnen steckte. Doch einen schnellen und schmerzlosen Tod gewährte er diesen Menschen nicht. Er ließ ihnen ihre letzten Momente. Die letzten Momente, in denen ihnen klar wurde, dass ihr Leben so gut wie vorbei war. Und in denen ihnen klar wurde, dass sie die Fehler, die sie einst begangen hatten und womöglich bereuten, nie wieder gut machen könnten. Sie realisierten, dass man sie immer, falls man sich überhaupt an sie erinnern würde, nur als die Handlanger eines wahnsinnigen und verrückten Mannes in Erinnerung behalten würde. Als ein grausames und skrupelloses Gesindel, das keinem ihrer Opfer jemals Gnade gezeigt hatte … Und das ihr Ende letztlich auf dieselbe Art und Weise gefunden hatte. Der Unbekannte schenkte seinen menschlichen Opfern, weder den Toten, noch denen, die noch am Atmen waren, keinerlei Beachtung. Dadurch entfiel ihm auch das Brandsiegel, das das linke Handgelenk von jedem von ihnen zierte. Ein Kreis, geformt aus zwei zueinander zeigenden Pfeilen, in dessen Mitte sich ein Drache, mit weit aufgerissenem Maul und ausgebreiteten Flügeln, befand. Stattdessen holte er einen Zettel aus einer seiner vielen Gürteltaschen hervor, faltete diesen auf und betrachtete auf diesem die Zahl, die unter dem Bild, und dazugehörigen Namen, geschrieben stand. „Tot oder lebendig. Sven – Der Schänder … 500 Kronen“, flüsterte der Mann leise vor sich her, der um seinen Hals eine Lederkette trug, an der zwei silberne Ringe mit jeweils einer Eingravierung hingen. „Gar nicht mal übel.“
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